Das Intensivtagebuch

Viele Intensivpatient*innen werden unvorhergesehen und plötzlich aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und erwachen Tage oder Wochen später an einem unbekannten Ort. Während des Aufenthaltes auf einer Intensivstation bekommen die Patient*innen Medikamente, die das Bewusstsein und die Erinnerungsfähigkeit beeinflussen. So kann es zu Erfahrungen kommen, bei denen zwischen Traum und Realität nicht mehr unterschieden werden kann.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
In einem eigens für sie geschriebenen Tagebuch können Patient*innen, die die Intensivstation verlassen, nachlesen, was mit ihnen passiert ist. Das Tagebuch soll Patient*innen später ermöglichen, die Situation während der Bewusstlosigkeit besser rekonstruieren und verstehen zu können.

Wer schreibt das Tagebuch?
Einträge ins Tagebuch werden von Pflegepersonen, Angehörigen, Ärztinnen*Ärzten* und Therapeut*innen vorgenommen.
Aus Studien weiß man, dass den Einträgen der Angehörigen die größte Bedeutung zukommt. Das Schreiben in das Tagebuch kann auch für Sie eine Hilfe sein, um diese schwere Phase in Ihrem Leben besser bewältigen zu können.

Was wird ins Tagebuch geschrieben?
Der Fantasie und Absicht des Einzelnen sind hier keine Grenzen gesetzt. Es steht den Autor*innen der jeweiligen Einträge frei, wie sie sich mitteilen möchten. Angehörige können in diesem Tagebuch zum Beispiel eintragen, was inzwischen zuhause und in der Welt geschehen ist. Wie Arbeit, Termine und Verpflichtungen geregelt wurden, wie es der Familie erging und wer zu Besuch war. 

Wie wird ein Tagebuch gelesen?
Die*Der Patient*in bestimmt selbst, wann, wie oft, in wessen Beisein und wie intensiv das Tagebuch gelesen wird.

Wem gehört das Tagebuch?
Das Intensiv-Tagebuch wird individuell für jede*n Patient*in erstellt und ist Besitz von Patient*innen. Die in diesem Tagebuch eingetragenen Informationen unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht und dürfen ohne das Einverständnis der Patient*innen nicht an Dritte weitergegeben werden.

In der September-Ausgabe der Oberösterreicherin ist die Geschichte von Alexander D. zu finden. Als er nach sechs Wochen die Intensivstation verlassen konnte, bekam er das ausgedruckte und gebundene Intensivtagebuch ausgehändigt.
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