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Maßschlagader statt Maßanzug: Aorta kurz vor Platzen minimalinvasiv geschient

Wegen plötzlich einsetzender, heftiger Bauchschmerzen kam Franz Reithofer in das Gefäßzentrum im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, ein Unternehmen der Vinzenz Gruppe. Ein Aortenaneurysma, das bereits einen Einriss hatte, wurde als Ursache der starken Schmerzen rasch entdeckt. Noch am selben Tag konnte die lebensbedrohliche Erkrankung minimalinvasiv mit einem so genannten Stentgraft behandelt werden. Drei Tage später verließ Herr Reithofer das Krankenhaus bereits wieder.

Franz Reithofer war einer von rund 70.000 Menschen in Österreich, die mit einer Zeitbombe im Bauch leben. Er litt an einem so genannten Aneurysma (=Ausweitung) der Bauchschlagader. Dabei handelt es sich um eine tödliche Gefahr. Nur die Hälfte der Betroffenen kann gerettet werden, wenn das Aneurysma reißt.

Stechender Bauchschmerz
Franz Reithofer hatte Glück, er hat seine Symptome – ein heftiger, stechender Schmerz im Unterbauch, nachdem er in den Tagen davor schon mehrfach Bauchschmerzen hatte – ernst genommen. Sein Hausarzt schickte ihn mit der Rettung in das Schwerpunktspital Ried. Dort wurde er in der Zentralen Aufnahme- und Erstversorgungseinheit untersucht. Zur weiteren Abklärung wurde eine Computertomografie veranlasst. Der Radiologe erkannte die gedeckte Ruptur eines Aortenaneurysmas - das heißt, dass die massiv ausgeweitete Bauchschlagader schon eingerissen war und es damit zu einer Einblutung in das umliegende Gewebe gekommen ist. Somit lag ein lebensbedrohlicher Notfall vor und das Gefäßteam wurde alarmiert.

Akuter Notfall
Der Patient wurde unverzüglich zur Überwachung auf die Intensivstation gebracht. Für den Fall, dass sich die Blutung weiter verstärkt, wurde ein Operationssaal für eine Notoperation freigehalten.
Vom Gefäßteam, Spezialisten verschiedener Fachrichtungen, wurden die Therapieoptionen interdisziplinär besprochen. Oberarzt Dr. Gilbert Hainzl, der Leiter des Gefäßzentrums, schildert: „Das Aneurysma war für eine endovaskuläre Behandlung gut geeignet und der Patient war kreislaufstabil. Somit entschieden wir uns, die Behandlung minimal-invasiv durchzuführen und damit dem Patienten die Belastung einer großen Bauchoperation zu ersparen. Gleichzeitig stand jedoch ein OP-Team bereit, um jederzeit die offene Operation durchführen zu können, falls notwendig.“

Stentgraft über die Leiste eingeführt
Die Computertomografie erlaubte die genaue Vermessung der Gefäße. Ein so genannter Stentgraft, ein verstärkter Kunststoffschlauch in Y-Form,  wurde passgenau bereitgestellt.
Im endovaskulären Operationsraum wurden in Narkose beide Leistenarterien punktiert und spezielle Verschlusssysteme zur sicheren Versorgung der Eintrittsstellen in das arterielle Gefäßsystem eingebracht. Mit dieser Technik kann die Freilegung der Arterien mittels Schnitten vermieden werden.
„Über die Punktionsstellen in der Leiste wurden unter Röntgensichtkontrolle die verschiedenen Komponenten der Gefäßprothese eingeführt und an den richtigen Positionen im Gefäß entfaltet, sodass die Aussackung nicht mehr durchblutet war“ erklärt Prim. Doz. Dr. Claus Kölblinger den Eingriff, den er selbst vorgenommen hat. Die Vorher-Nachher-Bilder zeigen, dass das Blut nur noch durch die Prothese fließt. Die Ausstülpung der Bauchschlagader ist durch den eingebrachten Stentgraft vom Blutstrom ausgeschaltet und somit ist die Lebensgefahr für Herrn Reithofer gebannt.

Guter Ausgang einer lebensbedrohlichen Situation
Der 73jährige Innviertler aus Aching bei Braunau profitierte von der Teamarbeit und der Erfahrung von Radiologen, Gefäßchirurgen und Anästhesisten im Rieder Gefäßzentrum. „Ich bin unendlich dankbar dafür, dass es so gut gegangen ist. Im Nachhinein habe ich gegoogelt, dass meine Überlebenschance nur bei 50 % lag“, freut sich Franz Reithofer.
Schmerzen hatte er nach dem Eingriff keine mehr: „Ich habe der Schwester gesagt, dass sie die Schmerzmittel reduzieren kann, da hat sie mich darüber informiert, dass ich gar keine bekommen habe.“

Der minimalinvasive Eingriff ersparte dem Patienten eine offene Bauchoperation und damit einen längeren Krankenhausaufenthalt. Am dritten Tag nach dem Eingriff konnte Franz Reithofer das Rieder Schwerpunktspital wieder verlassen. Er hat auch keine Einschränkungen und kann wieder alles machen, was er vorher gemacht hat. Mittlerweile scherzt er auch schon wieder: „Einen Maßanzug habe ich keinen, aber jetzt habe ich Maß-Adern“.

 

Fotonachweis: © KH BHS Ried

 >> Foto 1: Bauchaorta eingerissen © KH BHS Ried
 

 >> Foto 2: Bauchaorta mit Stent © KH BHS Ried