Schwerpunkte

Die urologische Abteilung kann Ihnen ein komplettes Leistungsangebot in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht bieten.

Die Qualitätssicherung erfolgt durch regelmäßige, aktive Teilnahme an internationalen Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen, Durchführung eigener Studien und deren Publikation in urologischen Journalen sowie Teilnahme an laufenden internationalen Studien. Dies ermöglicht die rasche Umsetzung von neuen, modernen Behandlungsmethoden im klinischen Alltag. Alle Krebspatienten werden in einem eigenen Tumorregister erfasst, wodurch deren optimale Betreuung gesichert wird. Unsere Mitarbeiter*innen sind aktive Mitglieder in den Arbeitskreisen für Primarärzte, Urologische Onkologie, Blasenfunktionsstörungen, Kinderurologie sowie Andrologie und sexuelle Funktionsstörungen.

LASER-Behandlung bei gutartiger Prostatavergrößerung

War bisher die sogenannte Hobelung (Resektion mit elektrischer Schlinge) der Goldstandard der operativen Therapie der gutartig vergrößerten Prostata, so wird diese zunehmend durch die Lasertherapie abgelöst. Wir blicken auf eine langjährige Erfahrung mit dieser Methode zurück und verwenden einen GREENLIGHT LASER der 3. Generation (XPS-180 Watt).

Bei sehr ausgeprägter Prostatavergrößerung musste bisher eine offene Operation durchgeführt werden. Hier steht nun der Abteilung seit 2020 ein leistungsstarker Holmium LASER der Firma Jena Surgical™️ zur sogenannten transurethralen Laserenukleation (HoLEP) zur Verfügung und es wurden im ersten Jahr bereits ca. 100 derartiger Eingriffe erfolgreich durchgeführt.

Zusammen mit der Elektroresektion der Prostata (TUR-P) kann eine individuell auf den Patienten abgestimmte Behandlung angeboten werden.

Offene Schnittoperationen zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung müssen nicht mehr durchgeführt werden.

Die LASER-Therapie hat folgende Vorteile: Kein Blutverlust, keine Einschwemmung von Spülflüssigkeit in den Blutkreislauf und wesentlich kürzere Katheterliegedauer. Der Katheter kann in der Regel bereits nach 24 Stunden entfernt werden, der Spitalsaufenthalt wird signifikant verkürzt. 

 

Umfassende uro-onkologische Versorgung in der Region

Ein besonderer Schwerpunkt der urologischen Abteilung ist die Diagnostik und Behandlung urologischer Krebserkrankungen.

Es besteht eine ausreichende Expertise sowohl bei häufigen bösartigen urologischen Erkrankungen wie der Prostatakrebs, der Blasenkrebs, der Nierenkrebs und auch der Hodenkrebs, wie auch bei weniger häufig auftretenden Krebserkrankungen von Penis, Harnröhre, Harnleiter, Nebenniere oder dem Urharngang (Urachus).

Exakte Diagnostik, operative Maßnahmen, notwendige medikamentöse Therapien, Chemotherapie und Strahlentherapie, Schmerzbehandlung und palliative Mitbetreuung, Ernährungsberatung, Physiotherapie und nicht zuletzt menschliche Zuwendung und Pflege werden bei uns aufeinander abgestimmt, um den erwünschten Heilungserfolg zu ermöglichen.

Ganz wesentlich in der Versorgung komplexer onkologischer Fälle ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einbeziehung verschiedener Expert*innen aus mehreren Fächern, um ein optimales Patientenmanagement gerade bei schwierigen onkologischen Problemstellungen zu ermöglichen.

Dafür dient, wie in onkologischen Zentren üblich, das wöchentliche Tumorboard als Plattform und Forum für die entsprechende Kooperation und Koordination zwischen den einzelnen Abteilungen.

Immer wieder werden im Tumorboard auch Patienten mit ungewöhnlichen oder besonders seltenen Konstellationen und Verläufen einer Tumorerkrankung vorgestellt und diskutiert. Bei diesen Fällen ist die gesammelte Expertise aller beteiligten Fachabteilungen besonders gefordert und gegeben.

Das umfassende Angebot aller urologischen Operationsmethoden und der Möglichkeit der Durchführung der Chemo- oder Immuntherapie an der Interdisziplinär geführten onkologischen Abteilung ermöglicht den Patienten an unserer Abteilung eine umfassende Betreuung - beginnend von der Diagnose, über Therapie bis Nachsorge.

Auch bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen ist eine bestmögliche Betreuung möglich. Unterstützung erfahren wir hier durch die Abteilung für Palliativmedizin und durch die klinische Psychologie.

 

Gesamtes Spektrum operativer uro-onkologischer Behandlungsmöglichkeiten

Unsere Abteilung bietet das gesamte Spektrum operativer uro-onkologischer Behandlungsmöglichkeiten auf höchsten Niveau. 

Nierenzellkarzinom
Die meisten Nierentumore werden oft als Zufallsbefund bei Ultraschall-Untersuchungen der Niere gefunden. Sie können ebenfalls bei CT-Untersuchungen des Bauchraumes als Zufallsbefund gesehen werden.

Um die Nierenfunktion zu erhalten, werden kleinere Nierentumore organerhaltend operiert. Bei größeren Tumoren ist häufig die Entfernung des gesamten Organs (Nephrektomie) notwendig.

Sowohl die Nierenteilresektion als auch die Nephrektomie können in Abhängigkeit von Größe und Lage des Tumors minimalinvasiv (Schlüssellochtechnik) im Sinne einer Laparoskopie (Bauchspiegelung) durchgeführt werden. Weitere mögliche Zugangswege zur Niere sind ein Flankenschnitt oder ein Zugang von vorn durch den Bauchraum. 

Kleine, peripher gelegen Tumore können mittels Computertomographie-gestützter Punktion und Anwendung von Hitze oder Hochfrequenzstrom behandelt werden. Bei der sogenannten Kryoablation wird Gewebe eingefroren, um das Zielgewebe zu zerstören. Diese Verfahren werden vor allem bei deutlich vorerkrankten Patienten, die ein hohes OP-Risiko aufweisen, angeboten. 

Nebennierentumore
Nebennierentumore werden häufig als Zufallsbefund diagnostiziert. Zur weiteren Dignitätsabklärung kommt die bildgebende Diagnostik (Computertomographie, Magnetresonanztomographie) sowie die hormonelle Abklärung (die Erhebung spezifischer Laborwerte im Blut und Urin) zum Einsatz.

Bei entsprechender Indikation ist eine operative Therapie (bevorzugt minimalinvasiv, Schlüssellochtechnik) ratsam.

Prostatakarzinom
Die operative Prostataentfernung (radikale retropubische Prostatektomie) für lokal begrenzte Tumoren ist in unserer Abteilung ein Standardeingriff. Bei der retropubischen Prostatektomie erfolgt die Operation vom Bauch aus (retropubisch bedeutet „hinter dem Schambein gelegen“).

Neben der Heilung sind weitere Ziele, die Harnkontinenz (Fähigkeit, willkürlich die Harnblase entleeren zu können) und die Erektionsfähigkeit zu erhalten.

Bei fortgeschrittenen Tumorerkrankung bieten wir das gesamte Spektrum der modernen Hormon-und Chemotherapie, die für einen optimalen Therapieerfolg zur Verfügung stehen.    

Urothelkarzinom
Beim nicht-invasiven (oberflächlichen) Harnblasentumor ist die endoskopische Entfernung des Tumors (TUR-B) das primäre Behandlungsverfahren. Der Tumor wird mit Hilfe einer elektrischen Schlinge durch die Harnröhre operiert.  Je nach Risikogruppe erfolgt eine einmalige oder eine längerfristige medikamentöse Füllungstherapie der Harnblase mit antitumorösen Medikamenten (Mitomycin, BCG). 

Beim invasiven Harnblasentumor (fortgeschrittene Tumore, die die Harnblasenwand infiltrieren), muss die Harnblase komplett entfernt werden (radikale Zystektomie). Nach Entfernung der Harnblase erfolgt entweder ein kontinenter (Neoblase – Darmersatzblase mit Anschluss an die Harnröhre) oder nicht-kontinenter Harnblasenersatz (meist Ileumconduit – ein Stück des Darms wird zwischen den Harnleitern und der Haut eingesetzt).  Beide Optionen werden individuell in unserer Abteilung vor einem Eingriff mit dem Patienten ausführlich besprochen. 

Im Vergleich zur Harnblasenkarzinom ist das Nierenbecken-bzw. das Harnleiterkarzinom eher seltener. Die Therapie der Wahl ist die komplette Entfernung der Niere mit dem dazugehörigen Harnleiter. In Einzelfällen kann über eine Teilentfernung nachgedacht werden.

Hodentumore
Die Erste Wahl bei der Behandlung von Hodenkrebs ist die operative Entfernung des betroffenen Hodens über einen Leistenschnitt. Abhängig vom histologischen Befund, verschiedenen Tumormarkern im Blut und dem Ergebnis der Umfelddiagnostik mittels Computertomographie wird dann eine gegebenenfalls notwendige weitere Therapie geplant. Selbst im metastasierten Stadium sind durch die optimale Kombination der Therapiemöglichkeiten (Chemotherapie, in den seltenen Fällen Bestrahlung oder Lymphknoten Entfernung) gute Heilungsraten zur erzielen.

Peniskarzinom
Bei den Frühstadien und bei den Vorläuferstadien ist die Lasertherapie oder die lokale Tumorentfernung die Therapie der Wahl. Bei lokal fortgeschrittenen und infiltrierenden Tumoren ist eine partielle oder komplette Entfernung des Penis erforderlich. In einigen Fällen ist eine Entfernung der Lymphknoten im Leistenbereich beidseits, eventuell auch der Lymphknoten im kleinen Becken erfolgreich. Eine Chemotherapie kann bei Fernmetastasierung zum Einsatz kommen.

MRT Fusionsbiopsie

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart des Mannes. Eine frühe und gezielte Diagnosestellung erhöht die Heilungschancen erheblich. Wird der Verdacht gestellt, ist eine Biopsie notwendig.

An unserer Abteilung können wir diese mittels MRT Fusion anbieten. Dabei wird in Echtzeit ein Ultraschall-Live-Bild mit einer vorher durchführten MRT-Untersuchung der Prostata verbunden. Folglich kann der Arzt zu den auffälligen Arealen navigieren. Dabei können selbst wenige Millimeter große Zonen gezielt biopsiert werden.

Um die Genauigkeit nochmals zu erhöhen, wird dies in einer kurzen Narkose durchgeführt.Der Patient kann somit nach völlig schmerzfreier Biopsie das Krankenhaus noch am selben Tag wieder verlassen.

Mikrochirurgische Operationen

Die Mikrochirurgie (Operation unter dem Mikroskop) ist besonders im andrologischen Bereich erforderlich. Wie verwenden sie z.B. für die Vasovasostomie bzw. Vasoepidimostomie (Wiederherstellungsoperation nach erfolgter Vasektomie) aber auch für die Behandlung des chronischen Hodenschmerzes (Samenstrangdenervation) sowie routinemäßig bei Varikozelen.

Steinbehandlung

Nieren- und Harnleitersteine benötigen eine genau abgestimmte Therapie.
Zur Behandlung des Steinleidens steht ein ESWL-Lithotriptor ("Steinmaschine") zur Verfügung; daneben auch alle Möglichkeiten der endoskopischen Steinbehandlung (perkutane Litholapaxie, Ureterorenoskopie inklusive Holmiumlaser der letzten Generation zur endoskpischen Steinzertrümmerung). In ausgewählten Fällen müssen Harnsteine laparoskopisch oder mit einer Schnittoperation entfernt werden.

Kinderurologie

10 - 15 % der Patient*innen der urologischen Abteilung sind Kinder. Die enge Zusammenarbeit mit der Kinderabteilung des Hauses sowie sämtliche für kinderurologische Erkrankungen relevanten diagnostischen Ressourcen des Diagnostikzentrums (z.B. Isotopennephrographie) ermöglichen eine optimale Betreuung unserer kleinen Patient*innen.

Beispiele kinderurologischer Erkrankungen, die an unserer Abteilung behandelt werden:

  • Kryptorchismus (z.B. Laparoskopische Abklärung)
  • Megaureter (z.B. Ureterkutaneostomie)
  • Angeborene Ureterabgangsstenose (Nierenbeckenplastik)
  • Vesikorenale Refluxerkrankung (Ostiumunterspritzung als Alternative zur Langzeitchemoprophylaxe, Ureterneueinpflanzung)
  • Hypospadien (MAGPI, Duckett, Onlay, Snodgrass)

Inkontinenz

Inkontinenz ist ein zunehmendes Problem bei Frauen und Männern oder aber auch bei Kindern z.B. in Form des Einnässens. Vor jeder Therapie ist eine genaue urologische Diagnostik unabdingbar. An der Abteilung stehen dafür ein großer urodynamischer Messplatz, Endoskopie, Sonographie sowie radiologische Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Therapeutisch  kommen konservativ zB Biofeedback zur Anwendung, operativ bei Frauen zB TVT-O (Schlingenoperation) oder Meatotomie, beim Mann verschiedene Schlingenoperationen bis hin zum Einbau eines künstlichen Schließmuskels. Spezielle Indikationen werden mit Kortison oder Botox-Unterspritzungen behandelt.

Bei bestimmten Inkontinenzformen erfolgt eine Neuromodulation durch Einbau eines Blasenschrittmachers.

Harnröhrenchirurgie

Harnröhrenstrikturen sind aus verschiedenen Gründen beim Mann relativ häufig. Die klassische Behandlung mittels Harnröhrenschlitzung führt nicht immer zu dauerhaften Erfolgen. Wir besitzen große Erfahrung mit rekonstruktiven, offenen Harnröhrenoperationen (zB verschiedene Onlay-Techniken und Harnröhrenersatz mittels Mundschleimhaut, End-zu-Endanastomosen oder zweizeitige Mesh-Graft-Urethroplastiken).