Eine Absolventin berichtet

"Nicht bedrückend, sondern bereichernd!"

Katharina Mavridou-Olson hat an der Hospiz & Palliativ Akademie Barmherzige Schwestern Ried den Lehrgang Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung absolviert. Im Interview erzählt sie über ihre Beweggründe und ihre Erfarungen.

 

Sterben und Tod sind für viele Menschen Tabuthemen. Warum wollen Sie sich in diesem Bereich engagieren? 

Katharina Mavridou-Olson: Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist meist mit Unbehagen verbunden, man geht ihr aus dem Weg. Da nehme ich mich gar nicht aus. Der Gedanke an den Tod hat in mir ein Gefühl von Panik geweckt, doch das wollte ich nicht. Ich will damit umgehen können. So ist der Wunsch entstanden, mehr über Trauerbegleitung zu erfahren. Genau in dieser Zeit ist dann eine liebe Freundin ganz unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben. Ihre Familie hat ein wunderschönes Gartenfest organisiert, um Abschied zu nehmen. Dieses Erlebnis hat mich dem Tod gegenüber versöhnlich gestimmt, anders kann ich es nicht ausdrücken. Da stand für mich fest, eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu machen.

 

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben Sie in diesem Lehrgang gewonnen?

Corona-bedingt hat der Lehrgang anfangs online, später „hybrid“ und schließlich in Präsenz stattgefunden. Das hat alles wunderbar funktioniert. Es ist eine fundierte Auseinandersetzung mit Sterben, Tod, Trauer und der Begleitung von Schwerkranken bis zuletzt. Sehr prägend waren zweifellos die beiden Praktika, die ich in Palliativstationen absolvieren konnte. Mir ist es dabei sehr gut gegangen, ich habe gespürt: Da passe ich hin. Das mag seltsam und befremdlich klingen, aber es beschreibt mein Gefühl. Es war nicht bedrückend, sondern bereichernd. Herz und Kopf haben sich für das Wesentliche geöffnet, ich bin achtsamer geworden. Im Umgang mit Sterbenden habe ich erfahren, wie wichtig es ist, zuhören zu können und sich selbst zurückzunehmen. 

 

Würden Sie diese Ausbildung weiterempfehlen?

Wer bereit ist, sich auf die Reflexion des eigenen Handelns einzulassen und auch eigene Motivationen zu beleuchten, wird diesen Lehrgang als große Bereicherung empfinden. Man sollte allerdings niemand dazu überreden, der Wunsch muss von innen kommen. Für alle Interessierten kann ich diese Ausbildung auf jeden Fall empfehlen, auch meine persönliche Begeisterung zeigt das.

 

Sie haben die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, was sind Ihre weiteren Pläne?

Ich möchte diese Kenntnisse anwenden und werde mich als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Palliativstation am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried bewerben.  Als Trauerbegleiterin sehe ich mich als Wegbegleiterin für Betroffene in der ersten Zeit der Fassungslosigkeit. Ich bin kunsthandwerklich tätig, daher würde ich Trauerbegleitung für Angehörige gerne auch in einer handwerklichen Form anbieten. Es würde mich freuen, auch andere Ehrenamtliche für diese Idee zu gewinnen.
 

Info:

Der Hospizlehrgang Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung ist Voraussetzung, um ehrenamtlich in der Hospizbewegung tätig zu sein. Er erstreckt sich über mehrere Monate, umfasst 120 Unterrichtseinheiten in fünf Blöcken sowie ein 40-stündiges Praktikum. Der nächste Lehrgang beginnt am 20. Jänner 2022 an der Hospiz & Palliativ Akademie Barmherzige Schwestern Ried. Nähere Informationen und Anmeldung: www.bhsried.at/hospiz/palliativakademie

 

 

Katharina Mavridou-Olson, 
Ehrenamtliche Trauerbegleiterin​​

Foto: privat